Corona, der Brandbeschleuniger des anti-asiatischen Rassismus

Bild: Miki Jourdan, Lizenz: CC-BY-NC-ND 2.0

Rassismus gegenüber asiatisch gelesenen Menschen ist nichts Neues und doch im öffentlichen Diskurs viel zu wenig besprochen. Als dann Anfang 2020 die Corona-Pandemie ausgebrochen ist, hat sich dieses kollektive Wegsehen gerächt. In der neuen und unsicheren Situation werden Vorurteile sowie Stereotype reproduziert. Das äußert sich dann in Hashtags wie #ChineseVirus und vermehrten körperlichen sowie verbalen Übergriffen.
Zu dem Artikel ist uns wichtig zu sagen: Wir haben keine persönlichen Erfahrungen und sind auch keine Experten! Alles Geschriebene basiert auf unseren Recherchen. Wenn jemand persönliche Erfahrungen hat und die mit uns teilen möchte, freuen wir uns immer, zu lernen.

Wenn wir von Asien reden, ist das erstmal etwas unspezifisch. Ein Problem des Rassismus ist ja schon das Verallgemeinern. Da Europa und Asien nun mal auf einer zusammenhängenden Landmasse liegen, verlaufen die kulturellen Grenzen fließend. Wenn man asiatische Länder aufzählen müsste, würden wahrscheinlich die Wenigsten auf Länder wie Israel, den Irak oder Afghanistan kommen. Die für uns Europäer klassischen asiatischen Länder sind vor allem die ost-asiatischen Länder wie z.B. China, Japan, Südkorea, etc. dadurch sind Menschen mit Wurzeln aus diesen Ländern auch am meisten von anti-asiatischen Rassismus betroffen. Uns ist bewusst, dass alle Menschen in allen Ländern in Asien eine ganz individuelle Identität und damit Erfahrung mit Rassismus haben, doch in unseren kleinen Rahmen mit unseren begrenzten Mitteln könnten wir unmöglich allen gerecht werden. Wir haben uns deshalb auch entschlossen unser Projekt räumlich auf genau diesen Teil Asiens einzuschränken, der von vielen als „typisch asiatisch“ gesehen wird.

Entstehung und Verlauf
Europa und China haben eine lange Geschichte als Handelspartner. Wie viele europäische Länder, die Handel mit Asien getrieben haben, war auch Deutschland fasziniert von der Fortschrittlichkeit der Kultur des Handelspartners. Zwar bildeten sich damals schon Stereotype und Vorurteile, welche meist von Bewunderung und Faszination geprägt waren. Doch durch Kriege und politische Konflikte ist die allgemeine Stimmung gegenüber Ost-Asien dann umgeschwungen. Die fremdenfeindliche Propaganda der Weltkriege schürte das Misstrauen vor allem und jedem was irgendwie anders war. Aus Mistrauen und Verunsicherung wird Abneigung und aus Abneigung Hass.
Wenn Menschen nach äußerlichen oder (vermeintlichen) kulturellen Merkmalen eingeteilt und die „Anderen“ als weniger wert oder sogar als Gefahr für „uns“ eingestuft werden, dann spricht man von Rassismus. Noch heute glauben viele Menschen, Asiatinnen hätten eine gelbe Hautfarbe. Das Bild der „Gelben“ entstand wahrscheinlich, da das chinesische Kaiserhaus die Farbe Gelb trug. Und noch 2015 präsentierte iPhone gelbe Emojis, die Asiatinnen zeigen sollten.
Dabei handelt es sich jedoch nicht um das einzige Vorurteil zum Aussehen. Asiatisch gelesene Frauen werden oft als exotisch gesehen und haben somit häufig mit Fetischisierung zu kämpfen.
Die Politikwissenschaftlerin Kimiko Suda bestätigt diesen Eindruck. Es herrsche ein Narrativ der unterwürfigen asiatischen Frau. Insbesondere asiatisch gelesene Frauen würden Diskriminierung erfahren. „Auch in deutschen Krimiserien findet sich dieses Narrativ der asiatischen, unterwürfigen, übersexualisierten und sozial niedrig positionierten Frau”, sagt Suda. Der anti-asiatische Rassismus in Deutschland habe auch damit zu tun, vermutet Popo Fan (chinesischer Dokumentarfilmer und Aktivist), dass zum Beispiel im deutschen Fernsehen kaum asiatische Schauspieler und Rollen vorkämen. Und sie repräsentiert würden, dann erfüllten sie die gängigen Stereotypen: als „Kellnerin für ein asiatisches Restaurant“ oder als „junges asiatisches Mädchen, das im Massagesalon arbeitet“ ergänzt er.

Entwicklung während der Pandemie
In Deutschland gibt es außerdem eine lange Tradition von Feindbildern, in denen Asiatinnen als Krankheitsträger wahrgenommen werden. So haben sich zum Beispiel 1907 viele noch gegen die Einwanderung von Chinesinnen ausgesprochen, weil diese eine „Chinesenpest“ einschleppen würden. Auch die Vorstellung, das Corona-Virus sei ausgebrochen, weil man in China Fledermäuse oder andere Tiere isst, spielt mit Bildern des Exotischen oder Abstoßenden. Dabei weisen auch Erkrankungen wie Schweinegrippe oder Salmonellen-Infektion darauf hin, dass beim Verzehr vieler Tiere und tierischer Produkte gefährliche Erreger übertragen werden können.
Die ersten bekannten Fälle waren zwar im chinesischen Wuhan dokumentiert, doch das Virus ist kein “chinesisches Virus”, obwohl der ehemalige US-Präsident Donald Trump dies häufig fälschlicherweise betonte. Sars-CoV-2 ist ein biologisch-medizinisches Phänomen, doch es wird in der öffentlichen Wahrnehmung häufig mit China in Verbindung gebracht.
Daten belegen eine Zunahme von Angriffen gegen asiatisch gelesene Menschen in Deutschland, durch die Corona Pandemie. In der Studie „Soziale Kohäsion in Krisenzeiten” haben Wissenschaftler*innen unter anderem der Humboldt-Universität zwischen Juli und Dezember vergangenen Jahres 700 Menschen befragt, die wegen ihres Aussehens für asiatisch gehalten werden. 49 Prozent der Befragten gaben an, die Diskriminierung gegen sie habe zugenommen. 62 Prozent hätten verbale Angriffe erlebt, elf Prozent sogar körperliche. Laut den Befragten ereigneten sich die Angriffe sowohl in der Öffentlichkeit als auch am Arbeitsplatz. Als wahrscheinliche Ursache bezeichnete die Studie die mediale Berichterstattung in der Pandemie. Diese sei „vielfach klischeebeladen und stereotyp” und nehme Schuldzuweisungen vor.
„Keiner hat mir geholfen, keiner hat überhaupt hingeschaut. Die hingen alle an ihren Telefonen oder haben den Kopf weggedreht.“ berichtet der chinesische Dokumentarfilmer und Aktivist Popo Fan, der 2019 in einer Berliner U-Bahn mit verbalen anti-asiatischen Angriffen konfrontiert wurde. Wer bei solchen Situationen wegschaut, anstatt einzugreifen oder zumindest Hilfe zu holen ist Teil des Problems.
Positiv zu bemerken ist, dass sich in letzter Zeit immer mehr Leute in Deutschland gegen anti-asiatischen Rassismus wehren, gerade in den sozialen Medien. Dies geschieht unteranderem durch Hashtags wie #IchBinKeinVirus. Solidarität ist wichtig! Es geht darum anderen Menschen auf das Problem aufmerksam zu machen und auf rassistisches Verhalten hinzuweisen. Doch Veränderung fängt bei uns selber an. Das wir häufig automatisch erstmal in Schubladen denken, ist natürlich, doch als Menschen haben wir die Fähigkeit unser eigenes Verhalten zu reflektieren und Vorurteile als solche zu erkennen und nicht nach ihnen zu handeln. Wenn wir uns bewusst sind, wie und wo unser Verhalten von Vorurteilen geprägt ist, dann können wir in kurzer Zeit unser Verhalten verändern und auf lange Sicht auch unser Schubladen-Denken umtrainieren.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Corona Pandemie der Brandbeschleuniger des anti- asiatischem Rassismus war. Aber auch schon vor der Pandemie wurden asiatisch-gelesene Personen verbal und körperlich angegriffen. Die Vorurteile haben sich über Jahrhunderte entwickelt und werden von Generation zu Generation weitergegeben. Es liegt an jedem einzelnen sein Verhalten zu reflektieren und stereotypes Denken zu durchbrechen, um ein harmonisches Miteinander zu gewährleisten. Dazu gehört auch sein Umfeld auf Fehlverhalten hinzuweisen. Denn häufig zieht man selbst nicht die Verbindung von Aussage zu Bedeutung, gerade wenn es gar nicht so gemeint war. Vorurteile sind nicht angeboren, sondern erlernt und können dementsprechend auch wieder verlernt werden.

Wer sind wir/ Entstehung Zusammenhang
Wir sind Schülerinnen der 11. Klasse und haben uns projektartig mit dem Thema anti-asiatischer Rassismus in unserem Profilkurs GSW beschäftigt. Für das Thema haben wir uns entschieden, da wir persönlich kaum Berührungspunkte dazu haben und uns wichtig war, uns mit etwas zu beschäftigen, aus dem wir und andere noch etwas lernen können.

Autorinnen
Sophie Stettner & Amelie Gemen

Quellen:
https://www.tagesspiegel.de/politik/nach-dem-attentat-in-atlanta-anti-asiatischer-rassismus-sollte-thema-der-mehrheitsgesellschaft-sein/27033400.html (Stand 13.07.2021)
https://www.dw.com/de/anti-asiatischer-rassismus-in-deutschland/a-56935058 (Stand 13.07.2021)
https://www.bpb.de/apuz/antirassismus-2020/316771/antiasiatischer-rassismus-in-deutschland (Stand 13.07.2021)

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