„Action française“ – Mehr als nur eine Ohrfeige für den Präsidenten

„Es ist ganz einfach die Demokratie, welche das Ziel war. Die Demokratie, meine Damen und Herren.“, sagte der französische Premierminister Jean Castex in einer Parlamentssitzung, nachdem der französische Präsident Emmanuel Macron bei einem Besuch einer Berufsschule in Südfrankreich geohrfeigt wurde. Doch was hat eine Ohrfeige für den Präsidenten mit einer faschistischen Bewegung zu tun, die  

Im nächsten Jahr wählt Frankreich den Staatspräsidenten und besonders jetzt legt der gegenwärtige französische Präsident Macron viel Wert auf direkten Kontakt zu den Bürgern des Landes. Dass Macron, als er einem Mann die Hand entgegenstreckt, eine Ohrfeige zurückbekommt, war dann wohl zu viel des Guten. 
Der Angreifer rief die Worte »A Bas La Macronie« (»Nieder mit Macronia«) und »Montjoie Saint Denis!« (ein französischer Schlachtruf aus dem 11. und 12. Jahrhundert und Parole des Königreichs Frankreich, der sich wahrscheinlich auf den Banner Karl des Großen, der in der Abtei Saint Denis aufbewahrt wurde) und wurde von Sicherheitsleuten direkt zu Boden gerissen.  
Laut französischen Medien wurden schließlich zwei Männer festgenommen, die der Polizei bisher unbekannt waren. 
Es ist zu vermuten, dass sich dieser Angriff nicht nur gegen den Präsidenten, sondern gegen die Demokratie richtete. Das ist wohl auch Macron bewusst, als er der Zeitung „Dauphiné Libéré“ sagte, dass es keine Gewalt und keinen Hass geben dürfe. Sonst wäre die Demokratie bedroht. (Zitat: Spiegel) 
Denn besonders die Worte »Montjoie Saint Denis!« weckten internationale Aufmerksamkeit. 
Es ist eine Parole, die vorzugsweise von der rechtsextremen, monarchistischen Gruppierung „Action française“ benutzt wird.
Die Gruppierung fordert die Wiedereinsetzung der Bourbonen Herrschaft, welche bis zur französischen Revolution über Frankreich herrschten. Sie lehnt im gleichen Zug die Französische Revolution und ihre Ideale ab und sieht die EU als eine Bedrohung. 
Jüdische Bürger, Hugenotten, Calvinisten und Freimaurer wurden seit der Gründung der Gruppierung im Jahr 1898 als „Anti-Frankreich“ bezeichnet. Da Familie als Stütze der französischen Nation betrachtet wird, agiert „Action française“ gegen die gleichgeschlechtliche Ehe, Adoptionsmöglichkeiten für gleichgeschlechtliche Paare, Leihmutterschaft sowie künstliche Befruchtung. 
Ebenso distanziert sie sich nicht von Verschwörungserzählungen, sondern begünstigt und verbreitet sie. Besonders sind sie Inhalten über eine jüdische Weltverschwörung zugetan. 
Die Gruppierung kann als eine, durch Vorurteile geleitete, rassistische, antisemitische, rechtsextreme, nationale und monarchistische Vereinigung gesehen werden, die dem Führerprinzip ebenso nahe steht, wie der Verherrlichung von Gewalt. 
Der deutsche Historiker Ernst Nolte bezeichnete „Action française“ als faschistische Bewegung. Er schrieb 1963 ein Buch über die Geschichte des Faschismus und bezog sich auch auf „Action française“. 
Ist eine solche Gruppierung nun eine Gefahr für die Demokratie unserer Nachbarn? 
In einem Land, wo die Parole „Liberté, Egalité, Fraternité“ („Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“) über jedem Kindergarten prangt, ist es schwer vorstellbar, dass ein König in Versailles gegen einen vom Volk gewählten Präsidenten im Elysée Palast ausgetauscht wird. 
Präsident Macron hat zwar an Beliebtheitswerten, im Zusammenhang mit den Gelbwesten-Protesten und der Corona-Pandemie, erheblich abgenommen, wie der Tagesspiegel berichtet, dass aber die Republik, der ganze Stolz der französischen Nation, abgeschafft wird und ein Bourbone über seine Untertanen herrscht, ist mehr als nur eine fantastische Vorstellung. 
Doch muss Gewalt verurteilt und extreme Bewegungen beobachtet werden. Eine Ohrfeige für den Präsidenten ist für diese eine symbolische Ohrfeige gegen die Demokratie. Es liegt nun an der französischen Nation, die Demokratie nach solchen Geschehnissen stärker zu machen, als sie zuvor war. 

Text: N.Pia 
Bild: Pixabay 

Quellen: Spiegel, Welt, CNN, Tagesspiegel 
Auszug Ernst Nolte über den Faschismus:  
https://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1961_2_2_nolte.pdf

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